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Auch das kann Reggae sein: "Das Leben ist schön: Ja.Ja..." Sängerin Mono singt mit Bastian aus dem Publikum. Einer der Höhepunkte am Samstag.Purer Spaß bei Mono und Nikitaman und cooles Outfit - das Reggae-Festival hat viele Facetten.
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REGGAE-SUMMER. 6000 Fans genossen rund um das Naturbad entspannte Rhythmen. 1000 Zelte standen auf der Ruhrwiese.
STYRUM. Zwei Mal waren kräftige Schauer angekündigt, beide Male schien beharrlich die Sonne und ließ den aufziehenden Regenwolken keine Chance - zumindest während der Konzerte. Und am regen reichen Sonntag begann so oder so die Heimreisewelle. Viele müssen am Montag zur Arbeit. Die Reggaefans hatten mit dem Wetter ein Wahnsinnsglück. 6000 Zuschauer waren laut Veranstalter gekommen. Auf der Ruhrwiese beidseits der Autobahn war ein Camp mit etwa 1000 Zelten gewachsen.
Am Samstag setzte, nachdem Nosliw kurz vor Mitternacht auf die Bühne getreten waren, Nieselregen ein. Doch das stört niemanden, wie die Fans auf die Frage des 32-jährigen Sängers lautstark bestätigen. Sie tanzen weiter ausgelassen. Ein Großteil des Publikums bewies zudem außerordentlich gute Textsicherheit. Das galt auch bei anderen Bands, so dass die Musiker immer wieder von der Atmosphäre und dem Publikum schwärmten. So munter, wie die Textzeilen gesungen wurden, spricht das für das gute Programm, auch wenn die Bands außerhalb der Szene unbekannt sind.
Als Publikumsliebling erwiesen sich Mono und Nikitaman, die gegen 23 Uhr mit "So lange die Sonne scheint" noch das schöne Wetter beschworen. Sie hatten das Publikum fest im Griff. "Stefan, unser Bassist, bringt die Erde so stark zum Vibrieren, dass nichts mehr auf dem Boden bleibt", rief die aus Österreich stammende Mono und schon hüpfte das ganze Publikum, als handele es sich um Marionetten in ihrer Hand. Das klappte genauso bei den Kommandos zum Kreischen, Winken, Leuchten und Welle machen. Eine phantastische Stimmung. Wer denn aus Mülheim komme? Und wer aus dem Pott? Artig reckten die Zuschauer ihre Arme, aber das waren längst nicht alle. Sogar aus Bayern waren Fans gekommen, was das blau-weiße Banner bewies, das neben der Fahne mit dem Konterfei von Che Guevara geschwenkt wurde.
Mono sagte dem Reggae-Summer eine große Zukunft voraus. "Seid froh, dass ihr beim Auftakt dabei seid. Genießt es", riet sie, ehe sie eine deutsche Version des Led Zeppelin-Klassikers "Stairway to Heaven" anstimmte ("Weil wir Parties lieben"). Musikalisch nicht unbedingt erstklassig, so boten die beiden Sänger doch eine energiegeladene Show. Musikalisch viel ausgefeilter war Jahcoustix, mit dem charismatischen Sänger Dominik Haas. Mit kahlgeschorenen Schädeln entspricht die Hälfte der Band nicht dem Rasta-Klischee, was man auch den verzerrten Gitarren anhört. Einen Kontrapunkt zum Reggae setzte zuvor Mark Foggo mit treibendem Ska. Der Ex-Punk aus den Niederlanden begeisterte mit einer rasanten Version von Chris Issaks "Blue Hotel".
Kurz darauf packen in der Zeltstadt Rainer und Anne aus Schüttdorf ihre Sachen zusammen. Der für Sonntag angekündigte Dauerregen schreckte sie. Um Mitternacht geht´s zurück. Vom Festival sind sie begeistert, obwohl ihnen die Bands vorher unbekannt waren. Ganjaman mit seiner Wortakrobatik war für sie ein Höhepunkt. Genial sei der, findet Rainer noch, bevor er um Mitternacht mit den Kindern ins Zelt kriecht, während Anne noch Stunden tanzt. Ein paar Zelte weiter hat es sich Maik gemütlich gemacht, pafft ein Pfeife. Auf einem Reggae-Festival würde man den Remscheider nicht vermuten. Er habe eben einen breiten Musikgeschmack und ein Festival mache eh´ immer Spaß. Das Pfandsystem bei den Müllsäcken hält seine Freundin Corinna für eine gute Idee. "Das liegt ja auch in unserem Interesse."
Ärgerlicher findet sie das Grillverbot, an das sie sich aber halten wollen. Die vier Weselaner einige Zelte weiter ignorieren es allerdings. " Wir nehmen den Dreck wieder mit. Außerdem wird am Eingang Grillkohle verkauft", sagt einer, dem die Strapazen der Nacht anzusehen sind. "Habt ihr Helga gesehen", fragt sein Kumpel. Der dritte ruft Helga und der Ruf findet in fünf, sechs Zelten ein Echo. Der Running-Gag. "So ging das die ganze Nacht kreuz und quer über den Platz", erzählen sie und wieder steigt eine kräfige Prise Oregano in die Nase, wie es einst Michael Douglas in den Straßen von San Francisco ausdrückte.
29.07.2007
MONIKA KIRSCH (FOTOS) STEFFEN TOST
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